#10 - Jinja

Am Wochenende hatte ich die Möglichkeit, meinen ersten Kurzurlaub zu machen. Und wenn man schon in der 'Perle Afrikas' arbeitet, wie Winston Churchill Uganda einst nannte, macht man seinen Urlaub auch nirgendwo anders als das der Quelle des Weißen Nils in Südost Uganda.

Wegen des Nationalfeiertags der Unabhängigkeit, der am 9.10. gefeiert wird, kam uns das Ausflugsziel sehr gelegen, da wir am Montag nicht arbeiten mussten und so nicht extra Urlaub nehmen mussten. Am Samstag Morgen ging es für uns fünf los, wir waren eine Gruppe bestehend aus vier deutschen Freiwilligen und einer taiwanesischen Freiwilligen, wir sind zuerst mit dem Sammeltaxi nach Kampala gefahren, beladen,wie wir waren - natürlich in Freiwilligenmanier mit Backpacker-Rucksack - und dort dann in ein anderes Sammeltaxi umgestiegen, das uns innerhalb von 2 1/2 Stunden in das knapp 100 Kilometer entfernte Jinja gebracht hat. 

Als wir gegen Mittag in der Stadt angekommen sind, war unsere erste Anlaufstelle das Restaurant 'Bon Gourmet'. Von außen sah es eher schäbig und herunter gekommen aus, von innen überraschte es uns aber mit westlich-kontinentaler Küche und exzellentem Service. Für jeden, der nach Jinja fährt, ist es auf jeden Fall eine Empfehlung dort vorbei zu schauen, es gab Veggie-Burger, Pommes und Mangosaft für mich, aber auch regionaler Fisch (frisch aus dem Viktoriasee!) steht auf der Speisekarte. 

Gestärkt ging es dann weiter auf einem zwanzigminütigen Fußmarsch zu unserem vermeintlichen Hostel, Nile River Explorers. Als wir das Tor und den Wachmann hinter uns gelassen haben, konnten wir unseren Augen kaum trauen: Ein Swimmingpool, sogar mit sauberem Wasser. Und zu unserem Glück auch zu unserer Verfügung. Denn wie sich an der Rezeption heraus stellte, gibt es in Jinja zwei Hostels der Marke Nile River Explorers: Zum einen das Basecamp mit Pool, zum Anderen das direkt am Nil gelegene Explorers Backpackers Hostel, in welchem unser Zimmer gebucht war. Aber die Organisation des Transfers stellte absolut keine Schwierigkeit dar, wir wurden (nach unserem Bad im Pool) mit einem Shuttlebus in das 8 Kilometer entfernte Hostel gebracht und konnten dort ein weiteres Mal unseren Augen kaum trauen: Die Hostel-Terrasse überblickte eine kleine Bucht des Weißen Nils und hatte sogar Zugang zu diesem über einen Steg ( und eine Zip-Line, die aber leider außer Betrieb war). Nachdem wir den ersten Ausblick genossen hatten. bezogen wir unser Zimmer 'Flamingo', ein Gemeinschaftszimmer mit 8 Schlafplätzen UND Mosquitonetzen (wichtig!). Bei unserer Ankunft war es mittlerweile schon 17 Uhr, daher blieb uns nicht mehr allzu viel Zeit um die Anlage und die Gegend im Hellen zu erkunden. Ich habe mich spontan dazu entschlossen, den Nil auf eigene Faust (und Oberarm-Kraft) zu erkunden und habe mir vom ansässigen Kayakunternehmen ein Stand Up Paddleboard auszuleihen und den absolut fantastischen Sonnenuntergang auf dem längsten Fluss der Welt zu genießen.  

Nach gesunder Rückkehr ohne Billharziose-Gefahr haben wir abends an der Hostelbar unglaublich nette Frauen aus Deutschland kennen gelernt, mit denen wir einen wirklich unvergesslichen Abend verbracht haben und viel Bauchmuskeltraining durch Lachen gemacht haben. Das ist wirklich das fantastische an Hostels und Jugendherrbergen, man hat immer die Chance mit meistens offenen Menschen aus aller Welt ins Gespräch zu kommen und kann so Kontakte um die ganze Welt knüpfen. 

Am Sonntagmorgen zog es meine Mitfreiwillige Lea und mich dann auf die andere Seite des Nils, wo wir eine geführte Safari auf dem Pferderücken gemacht haben. Die Pferde und Stallungen gehören einer Britin, die beruflich eigentlich LKW-Touren über den afrikanischen Kontinent gemacht hat, bis sie sich einen Monat Urlaub genommen hat um sich im schönen Uganda am Nil zu erholen. Das war vor vier Jahren und aus dem Urlaub ist eine sehr professionelle aber trotzdem liebevolle Geschäftsidee geworden. Bei Interesse sollte man sich auf jeden Fall die Internetseite angucken und selbst die Chance ergreifen, durch die Dörfer am Nil und schließlich am Wasser selbst zu reiten und die Gegend so zu erkunden. Nachdem wir die unglaubliche Aussicht auf den Nil und durch die kleinen Wohngemeinschaften genießen durften, ging es dann für uns mit einem weiteren Highlight weiter: Die Duschen mit warmen Wasser. Nach über einem Monat ohne heißes Wasser und oft auch ohne fließendes Wasser war es wirklich ein besonderer Moment den Wasserhahn aufzudrehen und nach kurzer Wartezeit mit warmem Wasser bespränkelt zu werden. Abends ging es dann weiter mit dem beliebten Sunset Cruise, bei dem es nicht nur eine grandiose Aussicht gab bei unsserer zweistündigen Fahrt über den Nil, sondern auch Freigetränke und -Snacks. Dort hatten wir wieder einmal die Möglichkeit, viele andere Leute kennen zu lernen. Mit uns war noch eine spanische Reisegruppe an Board, der sich auch ein mexikanisches Paar und ein US-amerikanisches Paar angeschlossen hat. Vor allem mit den beiden Nordamerikanern haben wir noch nach dem Cruise lange Zeit geredet, die beiden sind auch Freiwillige für die Organisation ShowMercy, welche in Wakiso in kleineren Dorfgemeinschaften besonders in den Bereichen Bildung und Agrarnutzung tätig ist. Wir hoffen, dass wir noch in Kontakt bleiben und vielleicht sogar bei den Projekten mal vorbei schauen dürfen, um zu sehen, wie erfahrene Leute aus ihrem beruflichen Wissen hier arbeiten und helfen. 

Mit dem Feiertag brach Montag  dann auch schon unser letzter Tag am Nil-Paradies an, Lea und ich entschieden uns dazu schon in der Frühe um 8.30 Uhr aufzubrechen und für den restlichen Tag die Innenstadt noch ein wenig zu erkunden. Nach vielen Weiterempfehlungen zog es uns dann zur Mittagszeit in das Restaurant The Deli, in dem wir beide den besten Milchshake unseres Lebens getrunken haben (Banane ist ein absolutes Muss für alle Interessierten, Sea Salt Caramel für die etwas Mutigeren auch nur zu empfehlen!). Nach der Stärkung haben wir dann einen fast zweistündigen Spaziergang über die Nile Cresent Street gemacht, die letzte asphaltierte Straße vor dem Ufer. Dort sind wir an vielen sehr edlen und teuren Etablissements und Einrichtungen vorbei gekommen, unter anderem am Segelclub der Stadt Jinja, am Geldinstitut und am Golfclub, alle mit fantastischen Aussichten auf das Wasser und die Landschaft. Außerdem sind wir auch an vielen Kolonialgebäuden vorbei gelaufen, die ironischerweise alle sehr herunter gekommen und verfallen waren, passend zum Feiertag. 

Am späten Nachmittag haben wir uns dann wieder in den Shuttlebus des Hostels gesetzt, welcher uns kostenlos zurück nach Kampala gebracht hat. Der Unterschied zwischen den Städten Kampala und Jinja ist fast nicht in Worte zu fassen, Kampala ist als Hauptstadt und Metropole weitaus unruhiger und auch in manchen Aspekten unangenehmer als die viertgröße Stadt des Landes, Jinja. Das Leben in Jinja schien weitaus ruhiger und vor allem auch respektvoller zu sein, in meiner Zeit dort bin ich kein einziges Mal aufgrund meiner Hautfarbe angefasst worden oder unangenehm angesprochen worden. Es werden also viele weitere Besuche folgen! 

xx, Marlen, viel entspannter als vorher, aber auch ein bisschen von der Äquator-Sonne verbrannt

Hier kommen ein paar ausgesuchte Bilder des Trips: